Für diesen Tag hatte ich Sightseeing St. John's geplant.
Ich merkte schon früh morgens, dass der Spruch über das sich alle zehn Minuten ändernde Wetter definitiv nicht stimmte. Zu dem Nebel war nämlich nun auch noch Regen dazu gekommen. Kein normaler Regen, nein ein fieser starker Nieselregen der quer fällt. Da hilft kein Schirm, es sprüht horizontal ins Gesicht und überall hin. Meine Gastgeberin sagte man nennt diesen Regen "misty" - ja, Mist fand ich das sehr wohl.
Ich fuhr trotzdem zunächst nach St. John's und weil bei Regen eins immer geht - Museum - war meine erste Anlaufstation das Geo Center. Das ist ein interaktives Museum mit dem Schwerpunkt Geologie und Eisberge und einer großen Titanic Ausstellung.
Das Geo Center steht unterhalb von Signal Hill und ist tief in den Berg hinein gebaut. Lediglich der Eingang / Empfang, Info-Center und Gastronomie befinden sich über der Erde in diesem Gebäude. Die Ausstellungsräume sind unterirdisch ins Felsgestein gebaut.
Ich besuchte als erstes die Titanic Ausstellung, die mich sehr fasziniert hat.
Alle Vorkommnisse sind "minutengenau" beschrieben, sehr gut erklärt und immer mit "The Truth" also der Wahrheit, wie es wirklich war, kommentiert. Das Modell eines Eisbergs fand ich ebenso interessant wie das Modell der gesunkenen Titanic im Meeresgrund und die realen Bilder im Simulator. Da konnte man quasi durch das gesunkene Schiff schwimmen.
Die zweite Ausstellung war ebenso interessant.
"Unser Planet", "unsere Province", "unsere Menschen" waren die Oberbegriffe.
Rechts im Gang sieht man übrigens Berg-Gestein, die Felsen von Signal Hill.
In dem Bild links oben sieht man die Erde in den unterschiedlichen Zeitepochen und den sich verändernden Landmassen. So war gut zu verfolgen, wie sich die Kontinente im Laufe der Jahrtausende aus einer ursprünglichen Fläche gebildet haben. In dem Bild rechts oben sieht man die Felsen von Signal Hill, keine gebaute Wand neben dem Gang sondern der nackte ursprüngliche Fels.
Nachdem ich im Geo-Center alles gesehen hatte, das Wetter leider nicht besser geworden war beschloss ich trotzdem einen Rundgang durch St. John's zu machen. Ich startete an der Basilika of St. John the Baptist. Diese katholische Kirche wurde Ende des 18. Jahrhunderts von irischen Siedlern gegründet und ist das Hauptsymbol der Katholiken in Neufundland.
Das heutige Gebäude wurde zwischen 1839 und 1855 im Design der romanisch-italienischen Kirchen gebaut. Sie war damals das größte Kirchengebäude in Canada und ist heute nach dem St. Josephs Oratorium in Montreal das zweitgrößte.
Der Vorplatz der Basilika.
Danach ging es in die Altstadt, vorbei am Gebäude des obersten Gerichts (Bild Mitte), über die Water Street mit den ganzen alten kleine Geschäften und endlich auch Canadas "Nationalgericht" - eine Portion Timbits...
St. John's hat mit seinen Pubs und Bars angeblich die längste Theke Nordamerikas. Die alten Gebäude sind auf jeden Fall ein Hingucker. Lustig fand ich das CornerStone Building (unten links und rechts) Es war zuerst ein Fischerei Laden, dann eine Kirche, anschließend eine katholische Mädchenschule "Sister's of Mercy", danach hatten diverse Firmen ihren Sitz in dem Gebäude bis es zu einer Sportsbar wurde und heute ist dort der Cotton Club beheimatet. Also von einer katholischen Mädchenschule zu einem Etablissement mit roter Laterne ....
Die steilen Straßen die alle hinab Richtung Hafen führten fand ich ebenso beeindruckend
wie das Wirrwarr an Oberleitungen.
Ein wichtiger Punkt auf meiner Liste war das Terry Fox Monument. Ich finde er war ein sehr beeindruckender Mensch. Als 18jähriger wurde bei ihm Knochenkrebs diagnostiziert, er verlor ein Bein, ließ sich aber davon nicht abhalten weiter zu laufen. Er trainierte 18 Monate lang und lief zur Vorbereitung über 5000 km. Am 12. 04.1980 begann er seinen Marathon of Hope. Sein Ziel war es täglich die Marathonstrecke von 42 km zu laufen - quer durch Canada - und dabei Spenden für die Krebsforschung zu sammeln.
Er füllte in St. John's eine Flasche mit Atlantic-Wasser und wollte den Inhalt in Vancouver in den Pacific gießen. Nach 143 Tagen hatte er 5373 Kilometer hinter sich als er in Ontario seinen Lauf abbrechen musste. Seine Lungen waren zu stark vom Krebs befallen. Er starb 1981 mit gerade mal 22 Jahren. Ich finde diesen Menschen wirklich bemerkenswert. Er hat die Krankheit Public gemacht und die Menschen dafür sensibilisiert. Noch heute finden weltweit Benefiz Marathons in seinem Namen statt.
Es fing wieder stärker an zu regnen, also huschte ich ins Craft Council
und bestaunte die ausgestellten Werke.
In diesen Vorhang habe ich mich verliebt. Er steht seitdem auf meiner To-Do Liste.
Die Wandbilder aus Stoff, Spitze, Borte und Knöpfen fand ich sehr kreativ.
Quilting mal anders, eine spezielle Form des Crazy Quilts.
Da kann man wirklich jedes noch so kleine Schnipselchen an Stoffresten verarbeiten.
Das Wetter blieb so schlecht, als musste ich wohl oder übel durch den Regen. Zeitweise habe ich meine Camera eingepackt und nur mit dem Mobile fotografiert, weil es mir einfach zu nass war.
Beim Fotografieren der bunten Häuserzeilen passierte etwas für mich als Ruhrpottkind Unvorstellbares: Ich stand mit meiner Camera am Straßenrand und fotografierte die gegenüberliegende Häuserzeile. Ich bemerkte beim Fotografieren, dass kein Auto durchs Bild fuhr. Als ich die Camera herunternahm standen auf beiden Seiten Autos. Sie hatten angehalten, damit sie mir nicht durchs Bild fahren. Ein Fahrer nickte mir fragend zu, ob ich fertig wäre, dann fuhren die Autos weiter. So sind sie, die Canadians! Mein verblüfftes Gesicht hätte ich gerne gesehen....
Diese Häuserreihe gefiel mir besonders gut.
Mit dem GPS in der Hand lief ich zurück zum Auto
kreuz und quer durch die Straßen
Ich habe meine Parkpositionen immer im GPS abgespeichert, damit ich auf jeden Fall zurück finde.
Noch ein paar farbenfrohe Häuser im grauen Nass
und - jaaaa - SCHOKI
Ich wollte aber keine Schoki kaufen, sondern mich irgendwo ins Trockene setzen, also fuhr ich rauf zum Besucherzentrum am Signal Hill. Dort ist nämlich das Chocolate Company Café. Der heiße Kaffee tat gut und das Schokoladeneis war super lecker. Ich stöberte im Internet und überlegte, was ich mit diesem nassen Tag denn nu noch anfangen würde. Bei dem Wetter weiter durch die Straßen zu rennen, dazu hatte ich jedenfalls keine Lust mehr.
Ich fuhr zum Newfoundland & Labrador Confederation Building (hauptsächlich wegen eines Geocaches). Die Statue von John Cabot, der Neufundland entdeckte und als erster Europäer das nordamerikanische Festland erreichte, ist auf jeden Fall ein Foto wert.
Dann fuhr ich quer rüber an die Westküste in die Portugal Cove.
Viel besser war das Wetter hier leider nicht
aber es lohnte sich auf jeden Fall landschaftlich.
Ich fotografierte ein wenig und fuhr dann weiter.
Auf dem Weg quer durch die Landschaft zurück Richtung B&B kam ich an diesem See vorbei
und da es gerade trocken war
machte ich noch einen kleinen Spaziergang am Ufer lang.
Anschließend fuhr ich zurück ins B&B wo es ein leckeres gemeinsames Abendessen gab. Es war ein kleines Abschiedsessen denn die Hälfte der Gäste - darunter auch ich - würden am nächsten Tag abreisen. Nach einem gemütlichen Abend mit vielen Gesprächen und Geschichten schlief ich das letzte mal in Canada ....
spannende Geschichten erzählst du - danke!
AntwortenLöschenHerzlichst
yase