Nadelbinden interessiert mich schon länger. Ich bin vor einiger Zeit durch die Wikingerbücher und Dokumentationen darauf gestoßen. Nadelbinden ist eine Handarbeitstechnik mit der Kleidungsstücke oder Decken hergestellt werden können. Die Technik ist älter als das Häkeln oder Stricken. Es ist eine Schlingtechnik - tatsächlich gehäkelten oder gestrickten und wie ich finde auch zum Teil gewebten Stücken sehr ähnlich - bei der sich aber keine Maschen lösen können. Wenn wirklich mal ein Stück kaputt geht gibt es keine Laufmaschen. Gearbeitet wird mit einer speziellen langen flachen Nadel, üblicherweise aus Holz, es gibt aber auch Funde aus Geweih, Horn oder Knochen. Außerdem benötigt man reine Wolle, da die Fäden beim aneinandersetzen miteinander verfilzt werden müssen. Es wird ein Stück Wolle auf die Nadel gefädelt und dann um den Daumen geschlungen und mit weiteren Stichen zu einer Schlaufe verbunden. Ich hatte mir zuletzt in Haithabu die Nadelbinderin angeschaut (zum Bericht Haithabu).
Beim Herbst-Handarbeits-Bingo 2021 stieß ich auf das Feld "eine alte / exotische Handarbeitstechnik ausprobieren" und dachte sofort an das Nadelbinden. Also habe ich mir ein einfache Nalbinding-Nadel gekauft und mit Filzwolle ausprobiert. Es gibt genau wie z. B. beim Häkeln verschiedene Stiche und Bindungen mit denen die Stiche verbunden werden. Manche lassen das Gewebe fester werden, manche eher locker. Ich habe mit dem einfachsten Stich - dem Oslo-Stich - angefangen.
Ich habe zunächst einfach nur Reihen versucht und damit ich es besser erkennen kann die Reihen abwechseln hellgrau und dunkelgrau gearbeitet. Anfang und Ende sehen sehr zippelig aus, normalerweise wird beim Nadelbinden in Runden gearbeitet, ich wollte aber einfach erst einmal den Grundstich probieren. Das erste Probestück sieht noch sehr unregelmäßig aus, da sind viele Fehler drin. Man muss erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, wie fest die losen Schlaufen gezogen werden müssen. Bei dem zweiten Stück sah es dann schon besser aus.
Ich musste lange suchen, bis ich ein gute und verständliche Anleitung fand. Sowohl bei youtube als auch über Webseiten und Blogs gibt es da nicht so viel Auswahl. Weil es aber dann doch ganz gut geklappt hat, habe ich mich an ein rundes Stück getraut. Dieses Mal mit Schafwolle, die ist feiner als die Filzwolle.
Nach ein wenig probieren wurde es besser und das mit den Runden hat auch gut geklappt. Zwischenzeitlich habe ich immer wieder nach Infos im Netz gesucht und über Instagram eine Nadelbinderin gefunden die eine verständliche Anleitung gezeigt hat. Außerdem fand ich eine Stichübersicht und musste feststellen, dass ich anstelle des Oslo-Stiches mit F1 Bindung die ganze Zeit den Oslo-Stich mit F2 Bindung gearbeitet habe. An dem rechten Stück kann man es erkennen: der untere Teil bis zum Maschenmarkierer ist wesentlich kompakter und fester, das ist die Oslo-Stich / F2 Bindung, darüber etwas lockerer und weicher der Oslo-Stich / F1 Bindung.
Die F1 Bindung macht das Gewebe viel weicher und angenehmer. Dann habe ich noch einmal neu begonnen, dieses Mal mit den richtigen Stichen und schon ein wenig Übung. Das sollen Armstulpen werden. Bei den Maschenmarkierern habe ich angefangen für den Daumenkeil zu zunehmen.
Man braucht eine Weile bis man ein Gefühl dafür bekommt - ähnlich, wie wenn man mit dem Stricken anfängt, das dauert auch bis man ein gleichmäßiges Maschenbild hat. Eigentlich wolle ich Ende Oktober zum "historischen Handwerkerfest" im Römermuseum in Bergkamen und mir das dort einmal live anschauen, aber da kam mir der grippale Infekt in die Quere. Nun nadelbinde ich abends gemütlich weiter, gerne bei einer Tasse Schwarztee und bin gespannt, wann meine Stulpen fertig sind. Ich werde euch berichten.
Damit habe ich beim diesjährigen Herbst-Handarbeits-Bingo zwei weitere Felder abkreuzen können: eine alte Handarbeitstechnik ausprobieren und bei Schwarztee arbeiten.
verlinkt bei:
Weitere Infos zum Nadelbinden:
Ich bin schwer beeindruckt! Das habe ich bisher noch nie gesehen. Ich bilde mir aber ein, dass sich in meinem ererbten Nadel-Chaos so eine Nadel befindet...
AntwortenLöschenDa hast Du Dir das Kreuz im HHB ehrlich und mühevoll verdient! Bei mir ist es im Moment noch offen, ich arbeite aber dran.
LG
Elke
wow
AntwortenLöschenda hast du dich aber wirklich an eine sehr alte Technik getraut
und nach deinen Probestücken sieht es jetzt wirklich sehr schön aus
liebe Grüße
Rosi
Uiii das ist ja spannend zu lesen gewesen liebe Carolyn. Eine ganz andere Handarbeitstechnik. Ich bin sehr gespannt auf Deine Armstulpen...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Kerstin und Helga
Es gibt so wunderbare alte Handsrbeitstechniken!! Mein Schwiegersohn hat mir vom Flohmarkt ein kleines Büchlein geschenkt..... Was es alles gibt!
AntwortenLöschenDu hast mich beeindruckt
Herzlichst
yase
Hallo, ich bin bei Valomea über den Link hierher gestolpert. Nadelbinden mit Oslostich hab ich vor Jahren mal gelernt, mit verschiedenen Anleitungen aus dem Netz. Mein Weg war so wie deiner, viel Ausprobieren. Dann hatte ich das ganz gut raus und konnte das sogar im Laufen. Für das entsprechende Bingofeld hatte ich erst keine Idee, ans Nadelbinden hab ich gar nicht gedacht. Im Fundus hab ich noch Filzwolle, vielleicht geht da noch was.
AntwortenLöschenViel Erfolg bei deinen Stulpen, es sieht schon sehr gut aus. Auch die Stiche sind schon schön gleichmäßig.
Übrigens kann man sogar Poly-Garne benutzen, dann sollte man die Fäden aneinander flechten. Mit bischen Übung geht das genauso schnell wie aneinander Filzen. (Russian join heißt das wohl, wenn ich mich richtig erinnere).
LG von TAC
Das Nadelbinden finde ich spannend und habe jetzt richtig Lust bekommen, das auch auszuprobieren. Welche Anleitungen auf Youtube bzw. Insta fandest du denn besonders hilfreich? Liebe Grüße, Gabi
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