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Dienstag, 16. Juli 2024

Slow Stitching Week 28

Week 28 - Zokin / Household Cloth

Zokin ist ein Putzlappen, Putztuch oder auch Reinigungstuch.
Zo bedeutet Verschiedenes und Kin bedeutet Stoff
Also ein Stück Stoff für verschiedenen Anwendungen, in diesem Fall zur Reinigung.
Bei der Reinigung gilt in Japan, das neue saubere Reinigungstuch ist für Geschirr und heißt Fukin. Dieses wird im allgemeinen aus hochwertigem Baumwollgazestoff hergestellt. Es wandert in der Nutzungsliste immer weiter. Wird der Fukin zum Beispiel als Geschirrtuch verwendet, wird er, wenn er einmal schmutzig war, für das Reinigen von Tisch und Arbeitsfläche verwendet. Für das Geschirr wird ein neuer Fukin benutzt, ältere Fukins werden zu Putzlappen, zu Zokins, für alles zu benutzen (außer Geschirr). Zokins werden auch aus alten Putztüchern, Handtüchern, T-Shirts oder ähnlichen Textilien hergestellt. Es geht darum, Dinge nicht einfach wegzuwerfen, sondern weiter zu verwenden. Japanische Kinde müssen zum Beispiel zu Beginn des Schuljahres eine gewissen Anzahl an Zokins zur Reinigung mitbringen.

Zokin ist nur ein Name für ein Stück Stoff 
– in einer langen Lebensdauer des Stoffes mit Wertschätzung.


Wir kennen das auch, nur hat es bei uns keinen speziellen Namen. Es heißt eher: das Handtuch ist kaputt, da kannst du nur noch Putzlappen draus machen. Ich kenne das schon lange, das wird in unserer Familie seit Generationen so gemacht. Wenn etwas kaputt war, zerschlissen, Löcher hatte, dann wurden daraus Putzlappen gemacht. Egal ob es ein Shirt, ein Handtuch oder ein altes Bettlaken war. Ich habe eine kleine Kiste mit Putztüchern aus einem alten Biber-Bettbezug. Während meine Oma und meine Tante die alten Dinge dann einfach nur in praktische Größen gerissen haben, hat meine Mama sie ordentlich geschnitten (Schneiderin eben...). Ich bin noch eine Stufe weiter gegangen. Da mich die Fransen an den Rändern gestört haben, habe ich alle Lappen mit Zick-Zack-Stich rundum versäubert. So haben sie keine dicke Kante, können aber auch nicht ausfransen. Meine Putzlappen aus der alten Biber-Bettwäsche sind echt die besten. Microfasertücher mögen aufgrund ihrer technischen Ausrüstung zwar noch besser und einfacher reinigen, allerdings belasten sie mit ihren Mikroplastikteilchen auch unsere Umwelt mehr.

Für die Wochenaufgabe galt es, ein Zokin herzustellen.
Stoffstück passend zuschneiden,
dicke Kanten abschneiden,
Stoff zusammenfalten und rundum zusammennähen,
wenden und Öffnung schließen,
Kanten und Mitte abnähen um dem Stoff mehr Festigkeit zu geben.
(Das kennen wir vom quilten, je mehr wir quilten umso fester und steifer wird der Quilt.)

Ich habe also eines meiner alten Biber-Putztücher genommen und passend zurechtgeschnitten,
so dass es ins Journal passt. Zum Putzen hätte ich es natürlich größer gelassen.


Das Stoffstück wurde gefaltet und dann rundum zusammen genäht.


Nach dem Wenden habe ich die Wendeöffnung verschlossen und
das Teil rundum und kreuzweise durch die Mitte abgenäht.


Diese Technik erinnert ein wenig an Sashiko. Wie so oft haben die Japaner wieder eine Kunst daraus gemacht. Dabei fällt mir gerade auf, Sashiko, die traditionelle Sticktechnik der Japaner hatten wir in dieser Challenge noch gar nicht. Das kommt bestimmt auch noch. Bislang hatten wir aus der japanischen Tradition die Flicktechniken Boro (Stoff) und Kintsugi (Porzellan).

Ich hatte bereits aus alten Handtüchern Wischmops genäht. Ebenso sind aus Frottee-resten Kosmetiktücher und -pads entstanden, sowie Küchentücher und Waschlappen.

Fotos von meinen Putztüchern aus Biber-Bettwäschen gibt es wohl gar nicht, wie ich gerade feststellte. Das muss 2015 bei meinem Umzug gewesen sein, da hat mir meine Mutter zum "Kleister abwischen" beim Tapezieren einen alten Biberbezug zerrissen. Nach dem Waschen der Tücher habe ich die gefransten Stücke abgeschnitten, umkettelt und seitdem als Putztücher in Gebrauch. Ich habe zuletzt allerdings festgestellt, dass das eine oder andere so langsam wirklich zerschlissen ist und könnte nochmal ein altes Bibertuch gebrauchen... Außerdem nutze ich alte Geschirrtücher die für Geschirr nicht mehr zu gebrauchen sind - sei es, dass sie Flecken haben die nicht auszuwaschen sind oder kleine Löcher - gerne zum trocken reiben der Fenster nach dem Putzen. Da stört mich die dicke Kante immer extrem, ich denke, die werde ich auch einmal nähtechnisch bearbeiten - ich glaube, ich sollte meine Putzlappen mal sichten und überarbeiten... Was so eine kleine Slow Stitching Arbeit an Gedankengängen hervorruft...

Slow Stitching Challenge 2024 - 52 weeks
Die Übersicht meiner Wochenarbeiten:
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3 Kommentare:

  1. Ein wunderbarer Beitrag liebe Carolyn, er war sehr interessant zu lesen, besonders mit deinen wunderbaren Gedankengängen. Und, bald werde ich nach Japan reisen und ich hoffe viele Inspirationen dort mitzuerleben. Vielleicht schaffe ich es davon zu berichten. Schauen wir mal.
    Herzliche Grüße und einen schönen Creativsalat-Tag für dich. :)
    Annette

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  2. hihi
    das sind ja einige Gedankengänge in Bewegung gekommen
    die Japaner sind schon ein besonderes Völkchen ;)
    aber Wertschätzung steht auch uns gut an
    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Ich bin auch mit Putzlappen aus alten Textilien gross geworden. Komischerweise mache ich das aber nicht. Wohl, weil bei meiner Oma wie bei meiner Mutter (die wirklich keie gute Hausfrau ist) stapelweise Putzlappen lagerten, die dann doch keiner brauchte. Aber deine Gedanken werde ich mal weiter bewegen. Vielleicht könnte ich auch etwas ändern hier
    Herzlichst
    yase

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Vielen lieben Dank für eure Kommentare! Ich freue mich sehr darüber.
Carolyn
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