Ich hatte euch bereits
hier und
hier über mein
Slow Stitching Journal berichtet und das fertige Top gezeigt.
Nun wurde es Zeit weiter an dem Projekt zu arbeiten.
Als erstes habe ich die mit Tee gefärbten Blätter von
hier weiter verarbeitet.
Die Blätter wurden quer gefaltet, so dass ein A5 Format entsteht und jeweils 4 Bögen ineinander gesteckt. Ursprünglich hatte ich 5 Pakete zu 5-6 Bögen geplant, mittlerweile aber durch Recherchen herausgefunden, dass beim Buchbinden bzw. der Fadenheftung maximal 4 Bögen zusammen geheftet werden sollten, da sich die Kanten sonst zu sehr verschieben. So sind also 7 Pakete zu je 4 Bögen entstanden, das macht 28 Doppelseiten. Ich habe also ein paar Seiten für Notizen übrig.
Trotzdem war die vordere Kante unruhig, nicht zuletzt auch,
weil die kurzen Seiten der Blätter nach dem Färben leicht wellige Kanten
hatten die sich auch nicht ausbügeln ließen.
Da die Blätter leider auch etwas zu breit waren - ich habe bei der Herstellung des Tops zu wenig "Nahtzugabe" eingeplant und es ist beim stitchen auch etwas "eingelaufen" - habe ich an der seitlichen Kante etwa 1 cm abgeschnitten.
Die abgeschnittenen Streifen des gefärbten Papiers sind erst einmal in die Papier-
kiste gewandert. Sie sind bestimmt noch für Collagen, Karten o.ä. zu gebrauchen.
Nun haben die Seiten eine (relativ) glatte Kante.
Mit einer Ahle habe ich eine Vorlage gebastelt.
Ich brauche jeweils 6 Löcher für die Fadenheftung.
Im Fundus habe ich diese beiden Ahlen, beide lagen irgendwo bei den Nähsachen. Die mit dem hellen Holzgriff hat eine gerundete Spitze, die mit dem dunkeln Griff eine spitzere, trotzdem ist sie nicht richtig pieksig. Eher so, wie eine stumpfe Sticknadel.
Für dieses Projekt war das ausreichend. Ich denke aber, echte Buchbinder-Ahlen sind wesentlich spitzer. Mit der Vorlage und einer Filzmatte darunter habe ich alle Papierpäckchen gleichmäßig gelocht.
So sehen die gelochten sieben Signaturen aus.
Als Signatur wird ein einzelnes Heft bezeichnet.
Dann habe ich eine Pappe in der Breite des Buchrückens zugeschnitten
und dort die Löcher für die sieben Signaturen gestochen.
Zum Heften soll man den Faden durch Wachs ziehen, dafür habe ich eine einfache älteren Kerze genutzt. Als Faden habe ich weißes kräftiges Quiltgarn verwendet, das war einfach vorhanden.
So habe ich die sieben Signaturen auf dem Rückenschild befestigt.
So sieht das nun aus.
Die Fäden auf der Innenseite der Blätter:
Die Heftung war sehr einfach, das Verknoten hingegen schon schwieriger. Da ich dafür nur 300 g/m² Pappe verwendet habe, habe ich zur Verstärkung auf diese Rückseite eine zweite Pappe in gleicher Größe aufgeklebt. Damit wurden die Fäden auch noch einmal zusätzlich gesichert. Das Foto von der zweiten Pappe beim Aufkleben ist leider sehr unscharf geworden, daher gibt es dazu keins.
Als nächstes wollte ich das fertige Top und den Futterstoff miteinander verbinden und habe mir erneut das Video von Kathryn angeschaut, um noch einmal nachzusehen, wie sie das macht. Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich einen großen Fehler gemacht habe. Ich hätte bei der Heftbindung zwischen die Signaturen und die Pappe den Futterstoff bringen müssen, damit die Pappe zwischen Futter und Oberstoff liegt und auf diese Weise mit dem Cover befestigt ist. Dafür hätte ich alle sieben Heftungen lösen und eine neue Grundplatte anfertigen müssen, denn die hatte ich ja bereits verklebt. Also habe ich nach einer anderen Lösung gesucht. Während also der Leim der zusammengeklebten Pappen unter einem Bücherstapel trocknen konnte, habe ich das Top und das Futter bearbeitet. Am Top (
hier) habe ich alle Kanten etwa 5 mm nach innen umgeklappt und mit einem auf der Oberseite unsichtbaren Stich angeheftet. Dann habe ich aus einem Nesselstoff das entsprechende Futter zugeschnitten, ebenfalls rundherum die Kanten 5 mm umgeklappt und für die sichtbare Seite nahezu unsichtbar geheftet. Im Bereich des vorderen und rückwärtigen Buchdeckels habe ich jeweils einen 300g/m² Karton eingelegt, damit das Cover etwas mehr Stabilität hat. Eine dicke Buchpappe war mit zu hart und hätte aufgrund der Stärke auch mehr Platz benötigt und der war ja, nachdem das Top beim stitchen "eingelaufen" ist, eh schon knapp. Die Pappe habe ich einmal an den Seiten entlang mit dem Kleberoller abgezogen, so dass sie auf dem Futterstoff klebt und beim Nähen nicht verrutscht. Die weiße Pappe ist auf dem Foto zu sehen.
Top und Futter wurden rundum mit dem Blanket-Stitch zusammen genäht.
Hier sieht man die vordere Buchseite und den Buchrücken,
es schaut die verlängerte Rückseite heraus.
Von innen betrachtet (ich habe den Kontrast stark erhöht, damit es besser zu erkennen ist):
links die Buchvorderseite, dann der Buchrücken. Beim Buchrücken habe ich beidseits Top und Futter mit einem Vorstich / Rückstich (sowohl als auch) miteinander verbunden. Das passte vom Stich her direkt an den Kreuzstich auf der Außenseite und so können die eingelegten Pappen im Vorder- und Rückenteil nicht verrutschen. Beim verlängerten Rückenteil (das wird ja ins Buch mit eingeschlagen um die Kanten zu schützen) habe ich ebenfalls eine Naht gesetzt, damit die Pappe nicht verrutschen kann.
Anschließend habe ich die Pappe mit den Signaturen eingeklebt. Das liegt gerade noch unter einem Bucherstapel zum Trocken, fest werden und damit es sich nicht wellt. Danach wird die Pappe noch beidseits festgenäht.
In der Zwischenzeit habe ich schon einmal die Kordel gedreht, mit der das Journal verschlossen wird. Dafür habe ich vier Stücke Sticktwist benutzt, und zwar genau die Farben, die ich beim stitchen des Covers verwendet habe: beige, taupe, weiß und rosa.
Nun muss ich noch:
> die Rückenpappe mit den Signaturen abnähen
> die Kordel anbringen
> alle bisherigen Wochenarbeiten einheften und
> die entsprechenden Texte dazu schreiben.
Dann zeige ich es euch wieder.
Danke, dass du deine Fortschritte immer mit uns teilst. Ich bin schwer begeistert von deinem Projekt! Das wird einmalig schön! LG Karin
AntwortenLöschenDas sieht ja so wunderschön aus!! Und natürlich passieren hier ungeahnte Dinge. Aber so bleiben wir kreativ beweglich und suchen nach neuen Wegen, Ziele zu erreichen. Ich meine, das ist das schöne an unserem Werken
AntwortenLöschenHerzlichst
yase
Das ist super spannend, danke dass du alle Schritte zeigst. Auch wenn ich bei der Außenseite dann nicht mehr ganz folgen konnte. Aber so ein Buch heften, das will ich auch mal versuchen, das finde ich sehr interessant. Viele Grüße Ingrid
AntwortenLöschenWas für eine tolle Arbeit! Das Top gefällt mir sehr in den ausgewählten Stoffen und Stichen. Einfach wunderschön!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Traudi.♥
da hast du die Probleme sehr gut gelöst
AntwortenLöschendas gibt ein sehr schönes Nachschagewerk
ich hätte ja am Anfang gedacht dass alles später zu einem Quilt verareitet wird ;)
liebe Grüße
Rosi
Viel Arbeit liebe Carolyn, aber das wird mal ein ganz wunderbares Buch mit all Deinen hübschen Werken werden.
AntwortenLöschenIch bin gespannt, wie es weitergeht.
Lieben Gruß
Nicole
Hallo Carolyn,
AntwortenLöschenDanke für deinen Exkurs zum Buchbinden.
In der Uni haben wir auch Bücher gebunden, allerdings nicht für Textiles, sondern Zeichenbücher mit marmoriertem Einband. Hat damals viel Spaß gemacht und dann weiß man auch das buchbinderische Handwerk mehr noch zu schätzen.
Dein Journal wird toll!
LG Doris :o)
Puh ich staune liebe Carolyn und krieg gleich beim Lesen schon schwitzige Hände. Was für eine Arbeit und so professionell hast Du das gelöst. Super !!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Kerstin und Helga