Montag, 16. September 2024

Slow Stitching Week 36

Week 36 - Needle Waving

In Woche 36 haben wir das Thema Garn / Stickgarn aus der Vorwoche fortgesetzt und eine Nadelweberei gearbeitet. 

Auf die weiße Baumwollbatist-Basis habe ich ein Stück Leinen genäht, so dass eine stabile Basis entsteht. Dann habe ich die Kettfäden für die Weberei mit weißem Garn aufgebracht und anschließend mit farbigem Garn Streifen eingewebt. In der Anleitung hat Kathryn mit den Schussfäden in der Mitte der Höhe angefangen, dabei in der ersten Reihe jeweils rechts und links außerhalb der Kettfäden einmal durch den Stoff gestochen, so dass die Seiten befestigt waren. Von dort aus hat sie dann nach beiden Seiten gewebt. Ich hätte mir das Video wohl genauer anschauen sollen, hatte nur kurz reingeschaut, weil ich ja eh zeitlich hinterher hänge und dann irgendwann abends einfach angefangen zu stitchen und zu weben. Daher habe ich ganz normal von unten nach oben gewebt und das Webstück zieht sich ein wenig zusammen. Mit einer Fixierung in der Mitte hätte ich das verhindern oder zumindest reduzieren können. 


Zum Thema Weben gab es dann noch den Hinweis auf die Ballade "The Lady of Shalott". Diese Ballade über die Sagenfigur Elaine aus dem Artusroman wurde 1832 von Alfred Tennyson veröffentlicht und 1842 überarbeitet. Die Lady of Shalott lebte durch einen Zauber gefangen in einem Turm auf einer Insel mitten in dem Fluss der nach Camelot fließt. Sie darf nicht aus dem Fenster schauen und ist auf ewig dazu verdammt die Bilder der Außenwelt in ihrem magischen Spiegel zu betrachten und das Gesehene zu verweben. Unter ihren wunderschönen Gesängen, von denen die Feldarbeiter an den Ufern berichten, verwebt sie die Bilder zu einem endlosen Teppich. Eines Tages erblickt sie im Spiegel Ritter Lancelot. Um ihn besser sehen zu können blickt sie doch hinaus und verliebt sich in ihn. Durch diese verbotene Tat zerbricht der Spiegel und ein Fluch geht in Erfüllung. Sie besteigt ein Boot, auf dessen Bug sie ihren Namen schreibt, um nach Camelot zu gelangen. Ihre Lebenskräfte werden schwächer, je weiter sie sich von der Insel entfernt. Sterbend singt sie ein letztes Lied. Das Boot treibt nach Camelot an Artus’ Hof, dort ist man betroffen und erstaunt von ihrer großen Schönheit, die man so noch nie erblickt hatte. Lancelot kann es in Worte fassen und bittet Gott, er möge der Lady of Shalott seine Gnade schenken.
Song:
(Link zu YouTube, reinhören lohnt sich)

Bereits im 13. Jahrhundert beschäftigt sich die italienische Novelle Donna die Scalotti mit dieser tragischen Frauengestalt. Danach erscheint sie 1485 in der Überarbeitung der Legenden Le Morte d'Arthur  von Sir Thomas Malory.
Es könnte also möglich sein, dass der Ursprung der Lady of Shalott tatsächlich die berühmten Artus-Sagen sind, die vor dem Hintergrund realer Ereignisse im 5. und 6. Jahrhundert spielen und im 12.-14. Jhrdt. zu einer vollumfänglichen Erzählung ausgeschmückt und niedergeschrieben wurden. Geschichtliche Belege gibt es zu Artus nicht, er ist eine reine Sagengestalt ähnlich wie Robin Hood.
 
Beim Lesen der Ballade hatte ich kurzzeitig Dornröschen und Rapunzel vor Augen, gewisse Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen.
Rapunzel zum Beispiel ist französischen Ursprungs, wurde erstmals 1698 von der Hofdame Mademoiselle de la Force in der Erzählung Persinette erwähnt, 1790 von Friedrich Schulz in einen seiner kleinen Romane übernommen. Aus dieser Quelle übernahmen die Gebrüder Grimm diese Erzählung 1812 in ihre Kinder- und Hausmärchen.
Dornröschen erschien erstmals 1696 als La belle au bois dormant (Die schlafende Schöne im Wald), geschrieben von Charles Perraults. Die schlafende Schöne im Wald gelang durch die mündliche Weitergabe durch Marie Hassenpflug zu den Gebrüdern Grimm. Marie Hassenflug zählte zu einer bedeutenden Quelle von Märchenerzählungen für die Gebrüder Grimm. Diese übernahmen Die schlafende Schöne im Wald in ihre 1812 erschienene Kinder- und Hausmärchen Sammlung. Später wurde es von Ludwig Bechstein in seinem Deutschen Märchenbuch als Das Dornröschen veröffentlicht. 

Die Lady of Shalott inspirierte viele Künstler, zum Beispiel John William Waterhouse, der sein Gemälde 1888 erschuf. Zu sehen ist die Lady of Shalott in einem Boot auf dem Fluss, auf ihrem  gewebten Teppich sitzend. Das Gemälde ist heute noch in der Tate Gallery of British Art zu sehen. 1905 erschuf William Holman Hunt die Lady of Shalott in einem farbenfrohen Gemälde, stehend in einem überdimensionalen Webring, umgeben von vielen bunten Webarbeiten.

Schaut euch Bilder mal direkt in großem Format bei Wikipedia an, das lohnt sich wirklich.

So, nun aber genug Geschichte, ich möchte euch ja nicht langweilen...

Slow Stitching Challenge 2024 - 52 weeks

Die Übersicht meiner Wochenarbeiten:
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